Grauwacke: Goethe und das Gestein des Jahres 2023

In Deutschland wird Grauwacke derzeit noch in 21 Steinbrüchen gewonnen. Bedeutende Vorkommen liegen in der Eifel, im Frankenwald, Harz und Vogtland, in der Lausitz, der Rhön, im Thüringer Schiefergebirge im Rheinischen Schiefergebirge, im Sauerland und in den Alpen. Eines der ältesten Grauwacke-Reviere befindet sich in Lindlar/NRW, wo seit mehr als 300 Jahren die Lindlarer Grauwacke gewonnen wird. Was aber macht die Grauwacke nun so besonders?

Fast Jeder kennt die Grauwacke oder hat zumindest schon von ihr gehört. Sie ist eine Art grauer Sandstein – manche Geologielehrer nannten sie despektierlich aber einprägsam auch „schmutziger Sandstein“. Für Vieles musste sie schon herhalten: Bereitete die rein optische Gesteinsbestimmung Mühe und war die Farbe Grau inklusive einer gewissen Körnigkeit im Spiel, ergab der Tipp „Grauwacke“ in etwa 80 % aller Fälle einen Treffer. In der Regel besteht das Gestein aus schlecht gerundeten und unsortierten Sandkörnern in einer bisweilen sehr festen feinkörnigen Matrix, wobei das bisweilen sehr widerstandsfähige Gestein in vielen Varianten vorkommt. Harte Grauwacken werden gerne als Mauerstein, für Terrassenplatten oder auch als klassischer Pflasterstein verwendet. Genauso überzeugt der Rohstoff als Wasserbaustein, Schotter oder Splitt mit hervorragenden Eigenschaften. Die Dichte von Grauwacke wird mehrheitlich mit 2,6 bis 2,63 g/cm3 angegeben.
Gemäß verschiedener Quellen, unter anderem der Seite: www.steine-und-minerale.de, ist Grauwacke ein Sedimentgestein detritischer Klassifikation und mariner Herkunft, das während des Paläozoikums entstanden sind. Europäischen Grauwacken wird mehrheitlich eine Entstehung im Karbon aus dem Verwitterungsschutt einstiger Gebirge zugeschrieben.

Der geologischen Definition zufolge zeichnet sich Grauwacke durch einen hohen Anteil an Quarz und Feldspäten aus und weist zudem ein Alter von mindestens 250 Mio. Jahren oder mehr auf. Erodiertes, zerkleinertes Gesteinsmaterial wurde in die damaligen Meere verlagert und unter der Auflast überlagernder Sedimente sowie zirkulierender Bindemittel diagenetisch zu einem Hartgestein verfestigt.

Namensgebung der grauen Wacke stammt aus dem Bergbau

Der Name Grauwacke ist ein Begriff, der seit Ende des 18. Jahrhunderts im Harzer Bergbau verwendet wurde bzw. der Definition von Alexander von Humboldt folgte, der feststellte: „Der Name Grauwacke ist ein uralter bergmännischer und bezeichnet im umfassenden Sinne jedes Conglomerat, jede Sandsteine von älterer Entstehung (…), welche nur Bruchstücke einfacher Minerale, Quarz, Kieselschiefer, usw. einschließen, aber keine Fragmente gemengter Gebirgs-Gesteine” (Quelle: www.rhetos.de/html/lex/ueber_den_granit.htm).
Auch für Johann Wolfgang von Goethe war dieser Quelle gemäß, die sich wiederum auf eine ältere bezieht, die graue Wacke vom Harz ein Begriff. In seinen Aufzeichnungen „Über den Granit“ weist der Dichter und Naturforscher auf die Verwechslungsgefahr mit Granit hin. Die Passage lautet: „(…) sogar wir Deutsche, die wir sonst in dergleichen Dingen so gewissenhaft sind, haben noch vor kurzem das Toteliegende, eine zusammengebackene Steinart aus Quarz und Hornsteinarten und meist unter den Schieferflözen, ferner die graue Wacke des Harzes, ein jüngeres Gemisch von Quarz und Schieferteilen, mit dem Granit verwechselt“.

Goethe war längere Zeit in der Bergverwaltung, also der Überwachung des Bergbaus, in der Thüringer Gegend tätig. Dabei und auch privat sammelte er als ausgezeichneter Beobachter ein großes Wissen über Gesteine an, vertrat dabei aber Zeit seines Lebens die Ansichten des später widerlegten Neptunismus.

Die Grauwacke ist das „Gestein des Jahres 2023“. Sie wird derzeit noch in 21 deutschen Steinbrüchen gewonnen. Foto: Sebastian Weber/Steinbruch Schwarzkollm

Das „Gestein des Jahres“ wird jährlich von einem Expertengremium unter Leitung des BDG Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler ausgewählt, mit dem Ziel, Gesteine, die aufgrund ihrer geologischen Entstehung und wirtschaftlichen Bedeutung bemerkenswert sind, in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. MIRO ist im Kuratorium des Expertengremiums vertreten und unterstützt die Aktion gemeinsam mit seinen Mitgliedern. Zum jeweiligen Gestein des Jahres erscheinen Faltblätter, ein Poster und weitere Publikationen, die zum Teil auch von MIRO als Download zur Verfügung gestellt werden.

Die feierliche „Taufe“ der Grauwacke zum Gestein des Jahres 2023 findet im April im Vogtland statt. Weitere Informationen unter:

www.gestein-des-jahres.de