Kann Holz eine Alternative zu mineralischen Baustoffen sein?

Technologieoffenheit und Wettbewerbsgleichheit müssen gelten

Das mittelalterliche Wien musste allein zwischen 1252 und 1330 neun größere Brandkatastrophen verkraften. Auch Lübeck, Straßburg, Basel und viele weitere Städte waren besonders häufig und stark von Bränden betroffen. Daraufhin erließ der Rat der Stadt Lübeck 1276 erstmals eine bau- und feuerpolizeiliche Ratsverordnung, die Umfassungswände von Gebäuden nur noch aus Stein zuließ und feuerfeste Bedachungen vorschrieb. Weitere städtische Obrigkeiten schrieben ebenfalls feuerfestes Bau- bzw. Dachdeckmaterial vor. Die Umsetzung wurde – man staune – damals durch teils sehr respektable Förderungen vorantrieben, damit sich auch weniger gut Betuchte überhaupt die dem Brandschutz geschuldete Umsetzung leisten und ein Haus aus „Stein“ bauen konnten. (Quellen: www.stfv-hl.de / www.saelde-und-ere.at)

Die Fördermittel im Mittelalter stellten damit die berechtigte Gefahrenabwehr über die freie Baustoffwahl. Was aber bedeutet es, wenn der Spieß (um im Mittelalterduktus zu bleiben), umgedreht wird? Ohne erkennbare Not ist derzeit in Deutschland eine weitere Förderung des Holzbaus bis hin zu einer festen „Holzquote“ vorgesehen. Der Wettbewerb der freien Baustoffwahl wird damit ohne eine sach- oder gefahrenbezogene Begründung ausgehebelt.

In einem „Positionspapier für Wettbewerbsgleichheit und Technologieoffenheit in der Bauwirtschaft“ fordern deshalb 30 Verbände und Institutionen der Bau- und Baustoffwirtschaft unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) Fairness im Wettbewerb aller unterschiedlichen Baustoffe im Hochbau. Es könne nicht sein, ausschließlich eine Baustoffart über spezielle Förderungen oder sogar Quoten auf eine Weise zu privilegieren, die im Ergebnis durch gezielte staatliche Wettbewerbsverzerrung zu einer Schieflage führt.

Das Positionspapier als Gegengewicht zur Holzoffensive wurde auch vom Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO) mitgezeichnet. „Vor einer solch weitreichenden Entscheidung müssen die Argumente und Vorteile aller Baustoffsparten substanziell bewertet werden! Ebenso wichtig ist eine Folgenabschätzung. Sie muss sich den Kosten widmen, die heimische Rohstoffverfügbarkeit betrachten sowie gemittelte Transportdistanzen und Recyclingfähigkeit vergleichen“, fordert MIRO-Geschäftsführerin Susanne Funk.

In einer aktuellen Presseinformation zum Thema haben die MIRO-Fachleute diesen Vergleich angestellt.

Fazit: Jeder Bauherr soll bauen (dürfen), wie er mag. Die Nachhaltigkeit von Bauwerken über ihre Nutzungszeit zu betrachten, sollte der Schlüssel zur Entscheidung sein. Jetzt und zu jeder Zeit ist es unabhängig davon aber fahrlässig, den fairen und freien Wettbewerb, der in einer Marktwirtschaft gewährleistet sein muss, über Quotenregelungen zugunsten einzelner Baustoffe und Bauweisen auszuhebeln. Technologieoffenheit heißt, dass mit allen Bauprodukten und Bauweisen zum Erreichen der politischen inklusive der ökologischen Zielsetzungen technologieoffen beigetragen wird.