Nutzungsintegrierte ökologische Aufwertung von Erweiterungsflächen eines Baggersees in einem Naturschutzgebiet

Nutzungsintegrierte ökologische Aufwertung von Erweiterungsflächen eines Baggersees in einem Naturschutzgebiet
best practice

Gewinnungsstätten der Steine- und Erden-Industrie sind zunehmend letzte Rückzugsräume hochgradig bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Zahlreiche Betriebe, so auch der Standort Karlsdorf der KRK Karlsdorfer Rheinsand- und Kiesgewinnungs- GmbH nahe Bruchsal, führen in den Betriebsstätten gemeinsam mit lokalen Naturschutzakteuren Maßnahmen für den Schutz dieser Arten auf Flächen abseits der Rohstoffgewinnung durch. In Bezug auf den geringen Anteil dieser Bereiche an der Gesamtfläche der Betriebsstätte wurde hier jedoch deutlich, dass ein erhebliches Flächenpotenzial für den Naturschutz besonders im Bereich aktiver Rohstoffgewinnung noch ungenutzt bleibt. Daher sollte untersucht werden, wie man die ohnehin betrieblich notwendigen Arbeitsvorgänge an einem Baggersee im Bereich direkter Rohstoffgewinnung kostenneutral so umgestalten kann, dass sich auch auf diesen Flächen von selbst – ohne gezielte Naturschutzmaßnahmen – ein erhöhter Wert für den Naturschutz ergibt.

Als Zielarten und Indikatoren für den Maßnahmenerfolg wurden die Westliche Dornschrecke, die Wechselkröte, der Flussregenpfeifer und die Uferschwalbe festgelegt.

Zur Erweiterung des Baggersees wurde ab Herbst 2022 eine Fläche von etwa 6 ha gerodet und der Oberboden auf Teilflächen beräumt. Diese betrieblichen Vorgänge wurden kostenneutral an die Lebensraumansprüche der Arten angepasst:

  1. Zeitliches Vorziehen des Oberbodenabtrags in allen Geländesenken und Gräben.
  2. Priorisierung des Oberbodenabtrags in einem größeren Areal im Südwesten des Erweiterungsbereichs, um dort Kiesflächen offenzulegen bzw. zu erweitern.
  3. Sofern Oberboden nicht sofort abgefahren werden kann und auf Halde geht, werden diese mit Steilwänden versehen.

Das Maßnahmenkonzept war sowohl in Bezug auf seine ökologischen als auch ökonomischen Vorgaben ausgesprochen erfolgreich. Für alle genannten Zielarten konnten erhebliche Bestandszunahmen erzielt werden, was insbesondere für die sehr seltene Westliche Dornschrecke als bemerkenswert einzustufen ist. Diese Erfolge wurden ohne gesonderte Arbeitsvorgänge rein aus dem regulären Betrieb der Gewinnungsstätte heraus erzielt.

Das vorliegende Konzept kann so oder mit geringen Anpassungen an allen Standorten der Steine- und Erden- Industrie umgesetzt werden. Gegenwärtig können sich daraus noch abhängig vom Artenspektrum artenschutzrechtliche Sachverhalte gemäß § 42 BNatSchG ergeben, die jedoch in absehbarer Zeit durch die Verankerung des „Natur auf Zeit“- Prinzips in die Naturschutz-Gesetzgebung einfach gelöst werden können.