Die VSG Schwarzwald-Granit-Werke GmbH & Co. KG (VSG) produziert im nördlichen Schwarzwald verschiedene Produkte aus Granit. Das Unternehmen hat u. a. zwei Standorte in Seebach und in Raumünzach. Der Standort Raumünzach besteht aus mehreren Werksteinbrüchen, welche direkt nebeneinanderliegen. Im Murgschifferschaftsbruch (MU-Bruch) befindet sich eine Werksteinproduktion mit Spaltanlagen.
Am Ortsrand von Forbach, rund 5 km vom MU-Steinbruch der VSG entfernt, steht das Rudolf-Fettweis-Pumpspeicherkraftwerk mit der Schwarzenbachtalsperre der EnBW. Die Energieanlagen dieses Werkes sind über 100 Jahre alt. Deshalb soll das Pumpspeicherkraftwerk erneuert werden. Hierzu wird das komplette Kraftwerk mitsamt zusätzlichen Wasserspeicher nach Untertage in den Berg gebaut. Insgesamt fallen bei der Errichtung rund 1 Mio. Tonnen Granit an. Dieses Ausbruchmaterial soll in den Murgschifferschaftsbruch gebracht, dort zwischengelagert sowie als Rohstoff verwertet werden. Mit diesen Mengen würde dieser Steinbruch wieder fast komplett zugeschüttet und somit auch die meisten bestehenden freien Felswände zugedeckt.


Die Felsenschwalbe ist eine in Deutschland sehr seltene Vogelart. Ihre Brutgebiete liegen schwerpunktmäßig in Südeuropa und Teilen Nordafrikas. Dennoch haben sich einige Felsenschwalben schon seit 2007 bis in den nördlichen Schwarzwald gewagt, um dort zu brüten. 2023 betrug der Brutbestand in Baden- Württemberg 52 Brutpaare. Im Jahr davor betrug die Anzahl lediglich 32.
Durch das Einlagern der Tunnelausbruchsmassen im MU-Bruch werden fast die kompletten Felswände mit dem geschütteten Material bedeckt. Diese Felswände sind jedoch aktuell Lebensraum sowie Nistplatzgebiet für die seltenen Felsenschwalben. Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde wurde daher nach Nistplatzalternativen für die Felsenschwalbe gesucht.
Als Erstes wurden Rauchschwalbennester an den Gebäuden im MU-Bruch angebracht, um dort Ausweichmöglichkeiten zu bieten. Im gegenüberliegenden GE-Bruch sind zwar Felswände vorhanden, sie verfügen aber nur über wenige attraktive Felsüberhänge, die sich als potenzielle Nistplatze eignen würden. Da die Felswände im MU-Bruch dauerhaft nicht zur Verfügung stehen und das Angebot im benachbarten GE-Bruch nicht ausreichend war, ist die Idee entstanden, im GE-Bruch künstliche Nisthilfe zu errichten. Dieses Vorgehen ist für Felsenschwalben eher unüblich und wurde bislang so auch nicht erfolgreich ausgeführt. Die Umsetzung der Idee musste zeitnah bereits im Frühjahr 2022 vor der Brutsaison erfolgen, weil die Materialeinlagerung im MU-Bruch bereits für 2024 geplant war.
Für den Aufbau der Nisthilfen wurden zwei Schwalbennester überdacht. Die überdachten Nester sollten dann in einem Abstand von 1 m zueinander befestigt werden. Das eine Nest soll hierbei als Brutplatz dienen, während das andere als Sitzplatz bzw. Ausruhplatz genutzt werden kann. Diese Nisthilfe musste an ausgewählten Stellen im Steinbruch waagrecht befestigt werden, damit die Nester vor Wetter geschützt blieben. Hierfür wurde die Konstruktion von oben über die Felswand an 4 Seilen herabgelassen und hängend mit einem Seilsystem befestigt.

Im Rahmen eines Monitorings wurden in den Jahren 2023 und 2024 erste Erfolge festgestellt: Eines der Paare baute ein Naturnest im GE-Bruch und das andere brütete in der Nisthilfe, die im oberen Bereich des Steinbruchs aufgehängt ist.
Durch den Mut, auch mal etwas auszuprobieren, wurde nachgewiesen, dass es Alternativen für die Felsenschwalbe gibt. Eine vorübergehende Stilllegung einer Bruchwand kann vermieden werden, wenn man im Vorfeld ausreichend Alternativen schafft und die Bruchwände entsprechend gestaltet.
VSG Schwarzwald-Granit-Werke GmbH & Co. KG
Raumünzach 6a
76596 Forbach
www.vsg-natursteine.de