Holcim-Quarzkieswerk Niederweimar – Rekultivierung mit hohem Anspruch

Holcim-Quarzkieswerk Niederweimar – Rekultivierung mit hohem Anspruch
best practice

Das unter Bergrecht stehende Quarzkieswerk Niederweimar der Holcim Kies und Splitt GmbH, unmittelbar südlich von Marburg in Mittelhessen an der Lahn liegend, produziert seit den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts hochwertige Zuschlagstoffe zur Herstellung von Betonen und sonstigen Verwendungen in der Bauindustrie.

Das im Jahr 2000 planfestgestellte Abbaugebiet umfasst etwa 90 ha, wovon bis heute bereits rund 78 ha abgebaut wurden. Mit der Verwertung von Fremdmaterial (unbelastetem Erdaushub) erfolgt die Rückverfüllung der ausgekiesten Bereiche und damit sukzessive, der Gewinnung nachfolgend, die Wiedernutzbarmachung. Größere Flächen sind bereits wieder in landwirtschaftlicher Nutzung. Dem Rekultivierungsplan liegt ein breiter Konsens zwischen dem Unternehmen sowie der Kommune Weimar (Lahn), Naturschutzbehörden und -verbänden der Wasserwirtschaft und anderen Trägern öffentlicher Belange zugrunde. Dieser sieht vor, dass 30 % der rekultivierten Flächen der Landwirtschaft zur Ackernutzung zurückgegeben werden und 70 % für den Naturschutz (Feuchtgrünland, Pionier- und Rohbodenstandorte und Gewässer) zur Verfügung stehen. Das planfestgestellte Kiesabbaugebiet liegt in dem festgesetzten EU-Vogelschutzgebiet „Lahntal zwischen Marburg und Gießen“.

Rekultivierungsplan der aktuellen Abbaufläche
Rekultivierungsplan der aktuellen Abbaufläche

Durch den voranschreitenden Abbau musste ein Abschnitt eines Fließgewässers verlegt werden. Das Gewässer wurde im Zuge der Rekultivierung so verlegt, dass die Laufstrecke verdoppelt wurde, sodass eine natürliche Fließgewässerentwicklung ermöglicht wird und hierbei neue Lebensräume geschaffen und erhalten werden können. Hierzu wurde auf einer rückverfüllten Abbaufläche ein neues Fließgewässerbett mit einer naturnahen Auenlandschaft geschaffen, welche den hohen Anforderungen der dort vorkommenden Arten gerecht werden musste. Konkret handelt es sich um die Pionierarten, welche sich im aktiven Abbau angesiedelt haben. Hierzu zählen eine Vielzahl von Brutvogelarten, welche in dem gesamten Vogelschutzgebiet nur in den durch Abbau geprägten Bereichen vorkommen, wie z. B. der Flussregenpfeifer und besonders geschützte Amphibienarten wie die Kreuzkröte. Die Pflege der Fläche erfolgt durch eine Beweidung mit Großvieh, um Gehölzaufwuchs zurückzudrängen und die neu geschaffenen Lebensräume zu erhalten und zu pflegen.

Konkret wurden auf dem ca. 1,2 km langen Umverlegungsabschnitt u. a. Geschiebedepots, Störsteine und Totholz (Wurzelstöcke und Baumstämme) eingebracht. Die Niedrigwasserrinne wurde in einer variierenden Breite von 1,0 bis 2,5 m und einer Tiefe von ca. 30 cm angelegt. Etwa zwei Drittel der Sohlbreite der Niedrigwasserrinne wurden mit einer Hartsubstratauflage aus ortstypischem Kies (0–75 mm) in einer Schichtdicke von 30 cm aufgebaut. Die Geschiebedepots wurden ebenfalls aus dem eigenen Kies angelegt. Diese dienen dazu, dass sich das Gewässer durch natürliche Geschiebeumlagerungen dynamisch entwickeln und umlagern kann. Auch wurden Kolke mit bis zu 150 cm Tiefe in die Niedrigwasserrinne integriert, um eine natürliche Abflussdynamik zu ermöglichen. Die Modellierung der neu geschaffenen Fläche wurde so durchgeführt, dass diese nun etwa 1,5 m unter dem ehemaligen Geländeniveau liegt und sich somit extensives Feuchtgrünland entwickeln kann. Die Fläche dient nun als zusätzlicher Retentionsraum und steht somit als Wasserrückhalt für das gesamte Fließgewässersystem der Lahn zur Verfügung.

Ein Best-practice-Beispiel für die Förderung des Natur- und Artenschutzes und damit der Biodiversität im mittleren Lahntal durch die Gewinnung mineralischer Rohstoffe.