Artenschutz und Biotopverbund im laufenden Betrieb

Artenschutz und Biotopverbund im laufenden Betrieb
best practice

Die Firma Andreas Thaler GmbH & Co. KG betreibt seit 1957 ein Kieswerk in Täfertingen bei Neusäß. Seit zirka 1970 wird der Rohstoff vorwiegend in Gablingen, ca. 12 km vom Betriebsstandort, auf der Langweider Hochterrasse abgebaut und ins Werk nach Täfertingen transportiert. Eine der Kies- und Sandgruben der Firma liegt seit dieser Zeit auf dem sogenannten „Trentlberg“ südlich von Gablingen, nahe des Schmutterlaufs.

Das Biotop der Andreas Thaler GmbH bietet mit bis zu 200 Brutpaaren einer der größten Uferschwalbenkolonien Schwabens.
Das Biotop der Andreas Thaler GmbH bietet mit bis zu 200 Brutpaaren einer der größten Uferschwalbenkolonien Schwabens.

Durch den kontinuierlichen Abbau über viele Jahrzehnte hat sich die Firma einen zusammenhängenden Verbund von Grundstücken gesichert, die größtenteils auch nach Abbau und Rekultivierung im Eigentum der Firma verbleiben konnten und somit den Grundstein für einen Biotopverbund bilden, der über die letzten Jahre und auch in Zukunft kontinuierlich erweitert werden kann.

Südöstlich von Gablingen und an der östlichen Schmutterleite gelegen, wurde im Zuge des Abbaus und der Rekultivierung ein in der Region einzigartiger Biotopverbund entwickelt.

Zwei dieser Biotope verdanken dem Sand ihre Entstehung. Hier liegen in enger Nachbarschaft die Bruthöhlen einer der größten Uferschwalbenkolonien Schwabens mit bis zu 200 Brutpaaren und die Laichtümpel der selten gewordenen Kreuzkröten. Die regelmäßig austrocknenden Gewässer, wie zum Beispiel flache „Pfützen“, die von dieser Tierart bevorzugt besiedelt werden, entstehen vorwiegend durch den aktiven Betrieb oder werden durch Mitarbeiter der Firma bewusst herbeigeführt.

Während die Uferschwalben die jährlich neu errichtete Steilwand im natürlichen Sand für den Bau Ihrer Nisthöhlen nutzen, fühlt sich die Kreuzkröte in den sandigen Tümpeln besonders wohl, da sie eine Pionierart für warme Lebensräume in lockeren, sandigen Böden ohne Vegetation ist. So finden zwei ganz besondere Bewohner in direkter Nachbarschaft einen idealen Lebensraum. Auch der Flussregenpfeifer findet in diesem Biotopverbund geeignete Nistplätze.

Die Firma hat, nach wiederholter Ansiedelung der Uferschwalben, entschieden, den Sandabbau zu stoppen und nur so weit abzubauen (jährlich werden ca. 1m der Sandwand abgestochen), dass die Wand jedes Jahr für die Schwalben vorbereitet werden kann. Die entstehenden flachen Gewässer werden regelmäßig von Bewuchs befreit, so dass karge Flächen ohne Vegetation als Laichtümpel zur Verfügung stehen.

Das dritte Biotop im Bunde bildet im südlichen Anschluss eine knapp 2 ha große Abbaufläche, die mit einem Magerrasen in verschiedenen Stufen über Jahre hinweg rekultiviert wurde. Dieser magere Krautsaum wurde mit autochthonem Saatgut der benachbarten Schmutterhänge angesetzt und bietet einen in der Region seltenen Lebensraum für die Dorngrasmücke und den Neuntöter oder den Schwalbenschwanz.

Das dritte Biotop im Bunde bildet eine rd. 2 ha große Fläche, die mit einem Magerrasen in verschiedenen Stufen über Jahre hinweg rekultiviert wurde.
Das dritte Biotop im Bunde bildet eine rd. 2 ha große Fläche, die mit einem Magerrasen in verschiedenen Stufen über Jahre hinweg rekultiviert wurde.

Auf dieser Magerrasen-Fläche hat die Firma auch eine Versuchsfläche in der Größe eines Fußballfelds erstellt. Teile der Schichten, die regulär mit Leerkies (>16 mm) aufgefüllt werden, wurden mit gebrochenem güteüberwachtem Recycling-Baustoff (10-56 mm) ersetzt und anschließend eingesät. Dadurch sind auf der gesamten Fläche verschiedene und unterschiedlich entwickelte Zonen entstanden. Es ist zu beobachten, dass die unterschiedliche Dichte des Bewuchses der Magerwiese zu einer verstärkten Biodiversität führt.

Die über die Jahre entstandenen Stützpunkte haben sich heute zu einem zusammenhängenden Biotopverbund entwickelt, der kontinuierlich wächst und heute schon fast bis zur naheliegenden Schmutter reicht. In der Gesamtheit gesehen hat sich ein strukturreicher Lebensraum für Vögel, Amphibien, Reptilien, Insekten und sonstige Tiere der Feldflur mit Rohböden, Sandsteilwand, Laichgewässern, Feldgehölzen und einer artenreichen Offenlandvegetation entwickelt.

Preisträger im Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 mit diesem Projekt:

Andreas Thaler GmbH & Co. KG
Täfertinger Straße 48
86356 Neusäß bei Augsburg
www.andreasthaler.de