ForumMIRO 2025: Gesteinsindustrie – Fundament der Zukunft!

ForumMIRO, Christian Strunk

Wenn die Gesteinsindustrie sich trifft, geht es längst nicht mehr nur um Steine und Sand, sondern um Zukunft, Verantwortung und politische Rahmenbedingungen. Beim diesjährigen ForumMIRO 2025 im Berliner Hotel MOA wurde das erneut deutlich: Drei Tage lang diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung über die großen Themen der Branche – von Genehmigungsverfahren über Klimaziele bis zu Fachkräftesicherung und gesellschaftlicher Akzeptanz. Das Motto hieß nicht umsonst „Gesteinsindustrie – Fundament der Zukunft!“

Politischer Auftakt: Woher kommen die Rohstoffe für den Bau-Turbo?

Bereits am Eröffnungsabend zeigte sich: Das ForumMIRO ist mehr als eine Fachtagung – es ist ein Stimmungsbarometer der Branche. Bei der Podiumsdiskussion „Infrastruktur-Offensive und Bau-Turbo – aber woher kommen die Rohstoffe?“ traf Politik auf erfahrene Branchenakteure.

Unter der unterhaltsamen und gleichzeitig treffsicheren Moderation von Sascha Kruchen wurde schnell deutlich, dass zwischen politischem Anspruch und betrieblicher Realität nach wie vor Welten liegen. Christian Strunk, MIRO-Präsident, betonte die Verantwortung der Politik, für Versorgungssicherheit und dementsprechende Gewinnungsgenehmigungen zu sorgen. Besonders eindringlich sprach Christian Reifenscheid von der LZR Lenz Ziegler Reifenscheid GmbH & Co. KG, über die Hürden aus seinem Unternehmeralltag. Sein Fazit: Fehlende Genehmigungen gefährden nicht nur Bau- und Sanierungsprojekte, sondern auch mittelständische Existenzen und die Politik lasse die Betriebe dabei oft im Stich. Die Bundestagsabgeordneten Dr. Sandra Detzer (Bündnis 90/Die Grünen) und Johannes Rothenberger (CDU) demonstrierten gemeinsame Einsicht und versprachen, sich für mehr Tempo und weniger Hürden einzusetzen. Das Publikum dankte der offenen Diskussion mit viel Applaus und viele diskutierten im Laufe des geselligen Abends in der Fachausstellung des Forums weiter.

Eröffnungstag: Politik, Praxis und ein kräftiger Impuls für weniger Bürokratie

Der zweite Tag startete mit der offiziellen Eröffnung des ForumMIRO. Nach dem Grußwort von Christian Strunk, der auf die zentrale Rolle der Branche für die anstehenden Infrastrukturvorhaben verwies, sprach der Parlamentarische Staatssekretär Stefan Rouenhoff (CDU) vom Bundeswirtschaftsministerium. Rouenhoff machte deutlich, dass die Bundesregierung die Belange der Rohstoffwirtschaft im Blick habe. Die Wirtschaft sei auf mineralische Rohstoffe zu bezahlbaren Preisen angewiesen. Er kündigte an, die relevanten Ressorts der Bundesregierung zusammenzuholen und auch mit den Bundesländern zu sprechen, um Hemmnisse für die regionale Rohstoffgewinnung zu beseitigen: „Wir werden uns alles anschauen.“

Anschließend folgte die Festansprache von Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen. Mit unverwechselbarem Stil und präzisem Humor nahm er sich des Themas Bürokratie an – und beschrieb den „Genehmigungsdschungel“ aus Sicht eines Praktikers. Besonders seine Geschichte des Ziegenmelkers, der über Jahre die Erweiterung des Tübinger Klinikums verhinderte, sorgte für Lachen und Nachdenklichkeit zugleich. Palmers Fazit: „Wenn Sie in Deutschland etwas bewegen wollen, gehen Sie zu Markus Lanz.“ Seine klare Botschaft: Deutschland brauche dringend mehr Pragmatismus, weniger Papier und schnellere Verfahren.

Workshops: Wissen, Innovation und Verantwortung

Wie schon in den Vorjahren bildeten die Workshops das Herzstück des Forums. Sie zeigten, wie breit die Themenlandschaft der Gesteinsindustrie ist, von Technik über Energie bis Recht und Personalführung.

Workshop 1A – Maschinen und Service der Zukunft

Hier drehte sich unter der Moderation von Prof. Dr. Martin Kirschbaum alles um die technische Evolution in der Aufbereitung. Von neuen Konzepten der „Aufbereitung als Service“ (Patrick Croix, MAGOTTEAUX) über intelligente Brechsandaufbereitung (Alexander Wyss, Simatec) bis hin zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Anlagensteuerung (Prof. Dr. Tobias Vraetz, RWTH Aachen) wurde klar: Digitalisierung und Serviceorientierung prägen die Zukunft der Branche.

Workshop 1B – Biodiversität, Naturschutz und Nachhaltigkeit

Moderiert von Thomas Beißwenger (ISTE) stand dieser Workshop im Zeichen der ökologischen Verantwortung. Nadine Sommer stellte den praktischen Umgang mit der Biodiversitätsdatenbank vor, Klaus-Jürgen Boos präsentierte erstmalig die Ergebnisse des MIRO-PV-Floating-Gutachtens. Den Vortrag von Julia Müller (EcoVadis) übernahm Walter Nelles (MIRO), der die Bedeutung von Nachhaltigkeitsbewertungen für das Unternehmens- und Branchenimage herausstellte.

Workshop 2A – Handling von Energie und -kosten

Moderator Dr. Peter Antweiler (Lukas Gläser GmbH & Co. KG) stellte fest: „Energieeffizienz bleibt eine Daueraufgabe.“ Beiträge von Daniel Hölder (BayWa r.e. AG), Thorsten Volkmer (Kies und Beton AG) und Christian Otto (VEA) beleuchteten innovative Speicherlösungen, die Flächenkonkurrenz zwischen Energie- und Rohstoffgewinnung sowie die Auswirkungen der CO₂-Bepreisung.

Workshop 2B – Bürokratieabbau – Was kann helfen?

Hier wurde der politische Diskurs praxisnah fortgeführt. Walter Nelles (MIRO) sprang kurzfristig auch hier für Dirk Fincke (Aggregates Europe) ein und analysierte die Auswirkungen der EU-Projekte „Green Deal“ und „Clean Industrial Deal“ auf die Branche. Ergänzt wurde der Workshop durch Impulse des ehemaligen Landrats Frank Scherer zur konsequenten Verwaltungsbeschleunigung und Joel Huckels (Hülskens Holding) zur Nutzung von KI in Genehmigungsprozessen. Moderiert wurde der Workshop von Bert Vulpius (UVMB).

Workshop 3A – Arbeitssicherheit: Kosten runter – Sicherheit rauf!

Moderiert von Thorsten Volkmer (Kies und Beton AG), drehte sich dieser Workshop um das Erfolgsmodell des MIRO-Arbeitssicherheitswettbewerbs. Beiträge von Ansgar Spohr und Thorsten Kroll verdeutlichten aktuelle Entwicklungen bei der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie und Otto Kreil (Hartsteinwerke Schicker GmbH & Co. KG) berichtete dazu aus der Praxis, ehe Walter Nelles im Jubiläumsjahr des Wettbewerbs auf 30 Jahre Branchensicherheitsarbeit zurückblickte. Anschließend wurden die diesjährigen Preisträger des Wettbewerbs ausgezeichnet. In der Kategorie „Naturstein“ gab es die Urkunde in „Gold“ für die Alfred Dörflinger GmbH; „Silber“ holten das Werk Lüptitz der Hartsteinwerke Bayern-Mitteldeutschland und das Werk Leukersdorf der Wilhelm Geiger GmbH & Co. KG; „Bronze“ ging an das Werk Ittlingen der Südwestdeutsche Hartsteinwerke, die Hartstein- und Schotterwerk Ludwig Groß GmbH und das Werk Demitz-Thumitz der Hartsteinwerke Bayern-Mitteldeutschland. In der Kategorie „Kies/Sand“ holte das Werk Lindwerder der Heidelberg Materials Mineralik DE GmbH die Urkunde in „Gold“; „Silber“ haben das Werk Gambach der Quarzwerke GmbH und das Quarzsandwerk Wellmersdorf GmbH & Co. KG geholt; das Werk Neukloster der Heidelberg Materials Mineralik DE GmbH, das Werk Gymnich der Rheinische Baustoffwerke GmbH und das Werk Bittstädt der Heidelberg Materials Mineralik DE GmbH sicherten sich die Urkunde in „Bronze“.

Workshop 3B – Rechtsprobleme lösen und nicht aufbauschen

Unter Leitung von Alexander Groß (vero) ging es um rechtliche Herausforderungen – von EU-Gesetzgebung bis zur Gutachtenflut. Clemens Köppen (MIRO) übernahm hier den Vortrag zum EU-Restoration Law. Es ging also um die Wiederherstellung der Natur in Gewinnungsgebieten. Der Jurist Dr. Steffen Kautz beleuchtete das aktuelle Forschungsprojekt zu „Natur auf Zeit“ und Timm Rotter (disruptive GmbH) zeigte, wie KI rechtssicher eingesetzt werden kann.

Workshop 4A – Personalmanagement und Digitalisierung

Dr. Bernhard Kling (BIV) führte durch die Vorträge rund um Personalgewinnung und Menschenführung. Josephine Bonica (MAKI42) zeigte dabei, wie KI den Arbeitsplatz verändert, während Angela Papenburg (GP Papenburg AG) über erfolgreiche Fachkräftegewinnung im Ausland am Beispiel von Usbekistan berichtete. Dr. Piet Sellke rundete das Thema mit Impulsen zu moderner Führungskultur ab.

Workshop 4B – Rohstoffsicherung angesichts Infrastruktur-Sondervermögen

Der Abschlussworkshop in der Fachausstellung machte deutlich, wie strategisch wichtig Rohstoffsicherung geworden ist. Christian Engelke (bbs) stellte die bbs-Rohstoffstudie mit Prognose bis 2045 vor, Dr. Harald Elsner (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) referierte über Herausforderungen bei der Gewinnung von gebrochenen Natursteinen in Deutschland und Prof. Dr. Walter Frenz von der RWTH Aachen zeigte rechtliche Perspektiven zur Flächensicherung auf.

Abendevent mit Atmosphäre: MIRO-Abend im BeachMitte

Nach einem intensiven 1. Kongresstag fand der traditionelle MIRO-Abend erstmalig im BeachMitte Berlin statt: diesmal im winterlich dekorierten „Winter Wonderland“. Bei Glühwein, Lagerfeuer und Eisstockschießen traf sich die Branche zum entspannten Austausch. Die Mischung aus festlicher Stimmung und Fachgesprächen machte deutlich: Die Gesteinsindustrie kann beides: anpacken und feiern.

Abschluss und Ausblick

Mit dem abschließenden Mittagsimbiss am Freitag endete das ForumMIRO 2025. Nach drei Tagen voller Austausch, Engagement und Aufbruchsstimmung. Christian Strunk wurde bei der MIRO-Mitgliederversammlung im Rahmen des Forums erneut als Präsident des Bundesverbands Mineralische Rohstoffe (MIRO) bestätigt: ein starkes Zeichen für Kontinuität und Vertrauen in bewegten Zeiten.

Im kommenden Jahr wird es kein ForumMIRO geben. Stattdessen richtet sich der Blick auf die steinexpo 2026. Anfang September trifft sich die nationale und internationale Roh- und Baustoffbranche wieder im hessischen Nieder-Ofleiden zur imposanten Outdoor-Messe.