Neue Teichbiotope: Ganz nach dem Konzept „Natur auf Zeit“ entstehen immer neue Wanderbiotope

Stärkung von Zielarten-Populationen im Werk Hahnstätten
best practice

Im Werk Hahnstätten der Schaefer Kalk GmbH & Co. KG, südlich von Limburg gelegen, wird schon seit über 160 Jahren Kalkstein abgebaut. Das Unternehmen hat sich neben der sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit auch dem Umweltschutz sowie der Berücksichtigung und Förderung der Biodiversität am Produktionsstandort verschrieben. Derzeit verteilt sich der Abbau auf zwei aktive Steinbrüche, aber auch ein stillgelegter Steinbruch und plateauähnliche Halden gehören zum ca. 150 ha großen Betriebsgelände. Durch die langjährige Nutzungsgeschichte haben sich auf dem Werksgelände vielfältige Biotop- und Sonderstrukturen entwickelt, die einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten teilweise dauerhaften, teilweise temporären Lebensraum bieten.

Ganz nach dem Konzept „Natur auf Zeit“ entstehen immer neue Wanderbiotope
Ganz nach dem Konzept „Natur auf Zeit“ entstehen immer neue Wanderbiotope. Dem Uhu wurde eigens ein Brutplatz in einem dauerhaft beruhigten Bereich des Steinbruchs gebaut

Das ökologische Potenzial der Flächenausstattung wurde vor allem im Hinblick auf die sogenannten Pionierarten früh erkannt. Da diese Arten einen dynamischen Lebensraum benötigen, sind sie fast ausschließlich nur noch in Sonderbiotopen, wie Abbaustätten, zu finden, sind aber auch hier auf die Rücksichtnahme im Rahmen der betrieblichen Abläufe angewiesen. In der Folge beauftragte das Unternehmen eine umfassende Bestandsaufnahme im Werk Hahnstätten durch ein Planungsbüro. Das Ergebnis lieferte Bestandszahlen und Revierzentren vieler als gefährdet geltender Arten. Schaefer Kalk war und ist es so möglich, die Betriebsprozesse gezielt auf die Phänologie und Vegetationszeiten der einzelnen Arten abzustimmen oder Flächen aus der Nutzung zu nehmen.

So werden beispielsweise die Abraumarbeiten rund um die Brutwand der Bienenfresser nur noch im Winter durchgeführt, wenn die Vögel in ihren Quartieren in Afrika sind. Dem Uhu wurde eigens ein Brutplatz in einem dauerhaft beruhigten Bereich des Steinbruchs gebaut, um so eine Gefährdung oder einen Verlust des Brutplatzes durch zukünftige Sprengungen zu vermeiden. Eine weitere Art, deren Berücksichtigung es während der Abbauarbeiten bedarf, ist der Flussregenpfeifer. Hier ist das Ziel, das ungeschützte Gelege im Steinbruchkessel jährlich zu finden und klar sichtbar abzusperren.

Die Abraumarbeiten rund um die Brutwand werden strikt auf die Phänologie der Bienenfresser abgestimmt
Die Abraumarbeiten rund um die Brutwand werden strikt auf die Phänologie der Bienenfresser abgestimmt

Durch die Erfassung wurde ein Bestandsrückgang der Kreuzkröte erkennbar. Die Firma legte daraufhin sofort weitere Teiche am Steinbruchrand an und kontrollierte die Bestände regelmäßig selbst. Es zeigte sich, dass die Kröten schon im ersten Jahr wieder in den neuen Teichen reproduzierten. Die Mitarbeiter selbst haben dabei die schwankenden Wasserstände im Blick und können so bei ausbleibendem Regen rettend eingreifen. Nachdem Schaefer Kalk auch die stark verlandeten Teiche auf einer der Halden wiederherstellte, gelang direkt im Folgejahr der Nachweis der seltenen Gelbbauchunke sowie des Kammmolchs, die dort beide im Zuge der zukünftigen Pflegemaßnahmen berücksichtig werden, indem die betroffenen Flächen im Vorfeld abgesucht und die Exemplare in sichere Bereiche umgesiedelt werden.

Zu den seltensten Lebensräumen gehören die im Werk großflächig vorhandenen und über Jahrzehnte entstandenen Kalk-Magerflächen sowie blütenreiche Brach- und Nebenflächen. Diese Bereiche bieten Lebensraum für seltene Arten, wie Heidelerche, Baumpieper, Feldlerche, Bluthänfling, Schwarzkehlchen, Neuntöter, Zauneidechse, Blauflügeliger Ödlandschrecke, mehrere gefährdete Tagfalterarten sowie für die Orchideenarten Bocksriemenzunge und Pyramidenknabenkraut. Mit der zusätzlichen Anlage von Totholzhaufen, Benjeshecken, Stein- und Sandhaufen, Beweidungsprojekten und Streuobstpflanzungen, welche die Firma freiwillig auf dem werkseigenen Gelände durchführt, schafft es Schaefer Kalk, die Biodiversität im Werk Hahnstätten zu erhalten.