Ein (Güter-)Zug nach Nirgendwo

Viel Schotter für wenig attraktive Angebote – was plant die Bahn beim Gütertransport?
Zugegeben: Ganz leicht hat es die Bahn nicht. Im Personenverkehr macht ihr die Buskonkurrenz zu schaffen und der Zustand der eigenen Infrastruktur scheint bedenklich. Zwar soll es täglich 850 (!) Bahnbaustellen geben, an denen fleißig gewerkelt wird, doch verliefen die Maßnahmen wirklich kontrolliert und planvoll, hätte nicht ausgerechnet zur Hannovermesse in diesem Jahr der Abschnitt zwischen Kassel und der niedersächsischen Landeshauptstadt zur Notfall-Baustelle mit 130.000 t Gleisschotteraustausch werden dürfen.
Flickschusterei nennen es die Einen, als desolate Informationspolitik bezeichnen es Andere. Sichtbare Indizien gibt es für beide Vermutungen.
Wer Menschen und Güter auf die Schiene bringen will, muss investieren und er muss jenseits der glattgebügelten PR-Auftritte auch etwas vom Verkaufen verstehen und Interessenten für sein bestehendes Produktangebot begeistern. Stattdessen vergrault der Manager-Reflex „Sparen bei Angebot und Personal“ auch noch die bislang treuen Geschäftspartner auf nicht eben elegante Weise.
Betroffen im doppelten Sinne war von den Streichplänen auch das ISTE-Mitglied Wibo im Schwarzwald, das seit 90 Jahren Gleisschotter produziert. Geschäftsführer Sebastian Striebel erhielt eine der ersten, wenn nicht gar DIE erste Kündigung der Range, für den Gleisanschluss des Werkes Ottenhöfen. Ein kritischer Filmbericht, der Einsatz des Landesverbandes und natürlich die überzeugende Argumentation des Unternehmers, dessen Transportweg fast für sich selbst sprach, brachten schließlich die Wende. Ergebnis: Der Bahnanschluss bleibt. Es hätte auch schief gehen können!
Ein Happyend im Einzelfall. Im Raum steht dennoch die Frage: Kann man der DB AG und ihren Töchtern in Zukunft trauen oder orientiert Sie sich längst schon selbst darauf, vielmehr mit ihrer Cargo-Tochter pro Jahr tausende Lkw mehr auf der Straße statt auf die Schiene zu bringen?
Bei verschiedenen Sendern gingen Journalisten und Redakteure dieser Frage seit Bekanntwerden der Bahn-Pläne im März mit großer Beharrlichkeit nach. Herausgekommen sind allerhand interessante Reportagen und Berichte. Zwei Beispiele von SWR und ZDF möchten wir unseren Blog-Nutzern an dieser Stelle empfehlen.
ZDF-Zoom: Auf dem Abstellgleis – Die Bahn in der Krise
SWR und später Doku Welle: Falsches Signal: Wie die Bahn beim Gütertransport versagt